Nicht nur Händels Halleluja
„Wer singt, betet doppelt“, heißt es in zahlreichen Lobreden auf Kirchenchöre. Zum Cäcilienfest, das viele Chöre um den 22. November, dem Festtag der heiligen Cäcilia, feiern, sind diese Worte wieder oft zu hören. Nicht, dass die Aussage nicht stimmen würde, doch nehmen Gemeinden und die dort Verantwortlichen dies wirklich ernst?
Zahlreiche Kirchenchöre leiden unter Nachwuchsmangel und Überalterung. Da misslingt schon mal ein Auftritt oder der Gesang lässt zu wünschen übrig, weil kräftige junge Stimmen fehlen. Wehmütig blicken Chormitglieder auf „gute alte Zeiten“ zurück. Wie reagieren auf solche Situationen? Alte Chormitglieder nach Hause schicken, weil sie „verbraucht“ sind? Oder gleich den ganzen Chor auflösen? Oder die Chormitglieder zu einem Zusammenschluss mit Nachbarchören drängen und dabei hoffen, dass ältere Chormitglieder zu Hause bleiben?
Nicht jeder Kirchenchor muss Händels „HaIleluja“ oder Mozarts „Orgelsolomesse“ singen können! Auch ist nicht jeder Chorleiter ein Karajan! Wichtig und gottgefällig ist doch, dass die Sängerinnen und Sänger ihren Dienst im Kirchenchor mit Freude ausüben und dabei ihr Bestes geben, so unvollkommen es im Einzelfall auch mal sein mag.

Wenn der Satz „Wer singt, betet doppelt‘ richtig ist, dann sind unsere Kirchenchöre großartige Betgemeinschaften, nicht nur bei der musikalischen Mitgestaltung von Gottesdiensten, sondern auch in der wöchentlichen Probenarbeit, wo das Gotteslob in geselliger Runde seinen Platz hat.
Gerade jetzt, wo an zahlreichen Gottesdienstorten kein Priester mehr vor Ort ist, gibt eine solche Gemeinschaft, die wie kaum eine andere in der Gemeinde Woche für Woche zum Lobe Gottes aktiv ist, Geborgenheit und Heimat im besten Sinn des Wortes.
Jede christliche Gemeinschaft lebt vom gemeinsamen Gebet. Umso besser, wenn dieses durch Gesang die Herzen der Menschen berührt. Eine solche Betgemeinschaft, wie sie jeder Kirchenchor darstellt, ist weder überflüssig, noch kann sie Mitglieder entbehren. Neue Mitbeter sind willkommen und hier bestens aufgehoben. Egal, ob ein Kirchenchor 16 oder 60 Mitglieder zählt, jeder Chor ist ein Schatz in seiner Gemeinde. Diesen Schatz gilt es zu pflegen.


SIEGBERT KLEIN (Artikel aus der Kirchenzeitung vom 20.11.2009)

 

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